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Die Erstellung einer Broschüre: Bericht vom 4. Seminar mit Jugendlichen aus sächsischen Heimen und Wohngruppen

Seit November 2014 sind wir mit 14 Jugendlichen in mittlerweile vier Seminarfahrten unterwegs, um eine Broschüre zu entwerfen, die anderen Kindern und Jugendlichen hilft, ihre Rechte im Hilfeplanverfahren zu kennen und durchzusetzen. Wir wollen keine Broschüre aus Sicht von Erwachsenen machen, sondern die Jugendlichen dabei unterstützen, ihre Sicht auf das Hilfeplanverfahren selbst in die Form einer Broschüre zu gießen. Darum ging es nun bei der vierten Seminarfahrt. Alle Jugendlichen, die an den Seminaren teilnehmen, leben aktuell in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, also in Heimen und Wohngruppen.

In den vorausgegangenen drei Seminaren haben sich die Jugendlichen kennengelernt, haben Vertrauen zueinander gefasst, sich von ihren Einrichtungen und Familien erzählt. Außerdem haben wir mit den Kids zu ihren Beteiligungserfahrungen in der Jugendhilfe gearbeitet.

In diesem vierten Seminar ging es nun darum, die besprochenen Erfahrungen und Tipps der Jugendlichen zusammenzutragen und in eine Form zu bringen. Das erste Ergebnis ist schon einmal, dass insgesamt 35 DIN-A6-Seiten Broschüre zusammengetragen und konkret formuliert wurden. Das sind schon jetzt 2.500 Wörter und knapp 15.000 Zeichen. Das ist in etwa so viel, wie auch ein Fachbeitrag in einer Fachzeitschrift hat.

Die Broschüre hat bisher zwei Kapitel: 1. Was ist ein Hilfeplan und was geschieht da? 2. Tipps für Kinder und Jugendliche. Eine Kostprobe:

Personen die mich nur zum Teil kennen reden über mich

Das heißt: Wir erleben immer wieder, dass Menschen im Hilfeplan über uns reden, die uns eigentlich gar nicht kennen. Das finden wir nicht akzeptabel. Stattdessen wünschen wir uns dass wir nur Menschen im Hilfeplangespräch sitzen die wir auch kennen. Und die uns kennen.

Tipp: Vor einem Hilfeplangespräch solltest du dir überlegen, wer dabei sein soll, wo es stattfinden soll und was für DICH dabei rauskommen soll.

Dazu kommen von den Jugendlichen: ein Vorwort, grafische Elemente, die Benennung der Autor_innen sowie weitere Infos (Landkreiskarte, Adresse aller Jugendämter). Damit die Sprache auch verständlich und die Fakten korrekt sind, wird diese Broschüre in den kommenden Wochen von mehreren Personen überarbeitet. Das wird Zeit kosten und ist der Grund dafür, dass sie wohl erst im Frühsommer herauskommen wird.

Alle Jugendlichen haben sehr konzentriert an der Erarbeitung der Inhalte der Broschüre in zwei Arbeitsgruppen mitgewirkt. Dafür sind wir sehr dankbar; es soll eben keine Broschüre von Erwachsenen werden, sondern von Jugendlichen selbst.

Während wir bisher immer in Sachsen unterwegs waren, wollten wir nun einmal in die Hauptstadt. Dort sitzen die Gesetzgeber_innen (Bundestag), dort gibt es auch vorzeigbare Einrichtungen (z.B. Kinderhaus Berlin-Brandenburg), dort gibt es spannende Dinge zu entdecken. Da wir bei diesem vierten Seminar gleich fünf Tage Zeit hatten, nahmen wir also den weiteren Weg auf uns.

Es waren fünf sehr interessante Tage mit einer nächtlichen Stadtrundfahrt, dem Besuch eines Flohmarktes, dem Besuch einer Berliner Wohngruppe, einem Schwarzlicht-Bowlingabend, einen abendlichen Besuch auf dem Berliner Fernsehturm, einer Führung durch den Bundestag, dem Besuch des Brandenburger Tores und dem Verzehr einer typischen Berliner Currywurst bei „Curry 36“.

Die Broschüre wird nun von Fachmenschen überarbeitet und etwaige Fehler geglättet. Danach soll sie mit den Ideen der Jugendlichen in das Layout gehen. Beim nächsten Seminar wollen wir mit den Jugendlichen den letzten Entwurf abstimmen und den Druck freigeben. Dann wird hinter den Jugendlichen eine Arbeitsphase mit fünf Seminaren an 17 Tagen mit insgesamt über 80 Stunden liegen.

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