Abschlussbericht IGFH Eltern 2024

Selbstorganisation von Eltern in der inklusiven Kinder- und Jugendhilfe fördern und ermöglichen – Abschlussbericht eines Praxisentwicklungsprojekt erschienen.

Selbstvertretungen von Eltern fehlen bislang in der Kinder- und Jugendhilfe. Im Anschluss an ein Hearing (2022) im Bundestag, auf dem Adressat:innen (auch über den KJRV) ihre Sichtweise auf die Kinder- und Jugendhilfe geäußert hatten, hat die IGFH nun gemeinsam mit Eltern untersucht, was es braucht, damit Selbstorganisation und Selbstvertretung von Eltern in der Kinder- und Jugendhilfe gelingen kann. Nicole Knuth (FH Dortmund) und Hans-Ullrich Krause (IGFH) haben mit problemzentrierten Interviews mit Müttern und Vätern befragt, die Ergebnisse ausgewertet und diese in einem Workshop zusammen mit Fachkräften diskutiert. Dabei ist deutlich geworden, dass rund die Hälfte der befragten Eltern gar keinen Kontakt zu anderen Eltern hatten. Die meisten Eltern denken auch, dass es die Aufgabe der Fachkräfte ist, Vernetzungsmöglichkeiten zu schaffen. Diese Möglichkeiten werden dann als positiv eingeschätzt, wenn Kontakte zu gleich Betroffenen den Austausch, das Tipps geben und Mut machen ermöglichen.

Perspektivisch können sich Eltern vorstellen, Selbstvertretungen zu gründen. Dabei benötigen sie aber Unterstützung durch die Fachkräfte – sie sollen die Initiative ergreifen. Später können sich Eltern vorstellen, einzelne Aufgaben in der Selbstvertretung zu übernehmen. Für die Gründung solcher Strukturen ist es sinnvoll, zuerst Begegnungsformate zu schaffen wie „Elterncafes“ zur Vernetzung. Dafür braucht es geeignete und barrierearme Orte. Anschließend wäre es vorstellbar, Selbsthilfeaspekte in der Gruppe zu entwickeln und später Selbstvertretung als Interessenvertretung zu begreifen, um sich „gegenseitig […] zu unterstützen, gemeinsame Anliegen zu formulieren, um so mehr Gehör zu finden“ (Knuth/Krause 2024:47). Insofern könnte es geeignet sein, Selbstvertretungen zur Gründung zu verhelfen, u.a. indem Fachkräfte Orte öffnen und partizipativ gestalten, an denen gleich Betroffene sich treffen können, sich austauschen und Selbsthilfe ermöglichen. Daraus können dann perspektivisch Selbstvertretungen von Eltern entstehen.

Knuth, Nicole; Krause, Hans-Ullrich (2024): Abschlussbericht zum Praxisentwicklungsprojekt Selbstorganisation von Eltern in der inklusiven Kinder- und Jugendhilfe fördern und ermöglichen. Anforderungen und Bedarfe von Eltern in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Auflage. Frankfurt am Main: Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (Publikationen aus IGfH-Projekten).

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