Erstes Wochenendseminar mit und für Eltern.
vom 6. bis 8. November 2015 auf dem Rittergut Limbach in Wilsdruff
„Wenn Menschen stark sind, dann finden sie andere und bessere Lösungen!“
Das ist die Feststellung einer Mutter am Ende des Wochenendes!
Freitagnachmittag
Am Freitagnachmittag trafen bis 17.00 h die TeamerInnen und die Familien ein.
Es ist ein Wochenende wie im goldenen Oktober. Jetzt nun startet endlich Löwenelternseminar mit sieben Eltern und fünf Kindern. Auf dem Rittergut Limbach begegneten sich am frühen Freitagabend insgesamt 17 Menschen voller Freude und Neugier.
Nachdem alle ihre Zimmer bezogen hatten gab es eine erste Kennlernrunde für alle Teilnehmende, Eltern, Kinder, Gruppenleiterinnen. Bald wich die Scheu und die Neugier auf die anderen Menschen wurde sichtbar.
Nach einem gemütlichen Abendessen wurden die jüngsten Seminarteilnehmerinnen zu Bett gebracht. Die älteren Kinder konnten mit Luisa und Elsa noch spielen.
In der Erwachsenenrunde wurden die ersten kleinen Auszüge aus den eigenen Lebensgeschichten erzählt. Natürlich flossen da bereits Erfahrungen mit dem Jugendamt ein und wurden Geschichten erzählt, die mit dem Suchen und Annehmen von Hilfen zur Erziehung zu tun haben. Schnell entstand eine Offenheit unter den Gesprächsteilnehmerinnen, die es möglich machte, auch über leidvolle und teilweise demütigende Erlebnisse zu berichten. Hilfen, die sich die Teilnehmende wünschten und von Hilfen die verweigert wurden kamen zur Sprache.
Nachdem die eigentliche Gesprächsrunde beendet war, wurden die Gespräche noch lange fortgesetzt.
Samstagvormittag
Nach einer erholsamen Nacht wurde in großer Runde gemütlich gefrühstückt. Für manche Mutter war es ein wunderbares Erleben, einfach gut versorgt zu sein ohne selbst springen zu müssen. Dann zog die Kindergruppe wieder ins Spielzimmer und später nach draußen ins Gelände.
Ich bin eine Zwischenüberschrift
Thema des Vormittags war die eigene Geschichte und wie daraus eine Geschichte mit dem Jugendamt wurde.
In zwei Gruppen der Erwachsenen wurden gute wie schlechte Erfahrungen mit Jugendamt und Erziehungshilfen erzählt. Hilfen zur Erziehung mit Pflegefamilien, Tagesgruppen und Heimen kamen zur Sprache. Sorgerechtsverfahren spielten eine Rolle und Klinikaufenthalte von Eltern und Kindern.
Die Anwesenden erzählten von unterstützenden, guten Begegnungen und Erfahrungen mit der Polizei und Anwälten. Alle Eltern hatten selbst beim Jugendamt um Unterstützung bei der Erziehung gebeten und Hilfe beantragt. Sie schilderten ihr Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und den Fachkräften der freien Träger. Gut konnten sie darstellen, dass sie doch selbst ein Interesse daran hätten, dass sie mit der Hilfe die Schwierigkeiten überwinden könnten. Alle berichteten jedoch auch Verhalten von Mitarbeiterinnen des Jugendamtes bei dem sie sich entwürdigt und entmündigt fühlten.
Als ganz wichtiger Punkt wurde genannt, dass ihnen als Eltern oft kein Mitentscheidungsrecht über die Art der Hilfe und Unterbringung ihrer Kinder zugestanden wurde. Auf Bedenken und Ängste seien die JugendamtsmitarbeiterInnen nicht eingegangen.
Schon in dem Gespräch wurde sichtbar, wie entlastend es für die Mütter und den Vater war, einmal von ihren Erfahrungen und den damit verbundenen Gefühlen sprechen zu können.
Samstagnachmittag
Nach einer zweistündigen Mittagspause trafen sich die Erwachsenen wieder. Thema war nun, was denn wirklich die Aufgabe des Jugendamtes ist und wie es funktioniert? Wir wollen doch verstehen was da abläuft, war eine Aussage.
Ein Video zur Arbeit des Jugendamtes der Landeshauptstadt Dresden gab einen ersten Einblick. Dann erläuterte eine der Mitarbeiterinnen die Idee der Hilfeplanung bei der Hilfe zur Erziehung und ging dabei auf die Rechte der Eltern im Hilfeprozess ein. Dazu bekamen alle Eltern die Broschüre vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend zum Kinder und Jugendhilfegesetzt (BMFSFJ: Achtes Buch Sozialgesetzbuch. Kinder- und Jugendhilfe). Staunen über die darin formulierten Rechte zur Information, Beratung und Mitwirkung von Eltern. Im Gespräch erklärten die Eltern immer wieder, dass sie bisher nie über ihre Rechte aufgeklärt wurden. Das löste heftige Diskussionen aus und einzelne brachten ihre Enttäuschung und Empörung zum Ausdruck, dass ihnen Information und Beteiligungsrechte vorenthalten wurden.
Um mit dem Ärger und den neuen Kenntnissen konstruktiv umzugehen, wurde nun vereinbart, Briefe an ihre jeweiligen JugendamtsmitarbeiterInnen zu schreiben. In den Briefen sollte zum Ausdruck gebracht werden, wie sie als LeistungsempfängerInnen sich die Gestaltung Hilfeprozess wünschen. Der Schreibprozess war deutlich sehr anstrengend und erkenntnisreich und gerne wurde immer wieder bei bestimmten Fragen oder Formlierungen die Hilfe der TeamerInnen in Anspruch genommen. Im großen Plenum stellten sich die Eltern stolz gegenseitig ihre Briefe vor.
Am Abend wurde auf dem Hof des Rittergutes das Lagerfeuer angezündet, Stockbrot gebacken und viel miteinander gesprochen. Nach und nach vielen den Kindern und Erwachsenen die Augen zu und es wurde Zeit ins Bett zu gehen.
Sonntagvormittag
Der Sonntagvormittag stand unter dem Thema: Was macht mich stark?
In einer ersten Gesprächsrunde saßen alle Eltern und Gruppenleiter Innen im Kreis. Wer der Ball zugeworfen bekam, die oder der nannte ein Beispiel dafür, was stark macht.
Dabei wurden genannt:
Wenn jemand zu mir hält!
Wenn ich das Gefühl habe, dass ich respektiert werde!
Wenn meine Freundin mit zum Amt geht!
Wenn meine Mutti dabei ist!
Wenn ich mit jemanden über meine Probleme sprechen kann, dass ich das selbst besser verstehe!
Wenn es mir gesundheitlich gut geht!
Diese Gruppe hat mich stark gemacht! (Gemeint ist die Elterngruppe am Löwenelternwochenende.)
In einer zweiten Runde wurde darüber gesprochen, dass Märchen aber auch andere Kinder- und Jugendgeschichten oft ganz schwerwiegende Lebensprobleme von Kindern, Eltern und Familien insgesamt erzählen. Manchmal, wie bei Hänsel und Gretel oder bei Pipi Langstrumpf ist das für Kinder wie für Eltern schwer auszuhalten, was Menschen da durchmachen müssen. So wurde es gemeinsam festgestellt.
Wenn Menschen stark sind, dann finden sie andere und bessere Lösungen, war die Feststellung.
In drei kleinen Gruppen wurde daher – im Gespräch und vor dem Erfahrungshintergrund mit den eigenen Problemen – das Märchen von Hänsel und Gretel und zweimal die Geschichte von Pippi Langstrumpf umgeschrieben (siehe Anlage).
In der Schlussrunde mit allen Kindern – die Babys krabbelten vergnügt im Kreis der auf dem Fußboden sitzenden Eltern – wurde ausgesprochen, welche Erfahrungen an dem Wochenende wichtig waren.
Vor allem wurde da genannt:
Ich habe nun mehr Wissen und kann besser verstehen, was mit mir beim Jugendamt passiert.
Ich werde noch mehr in das Gesetz schauen (KJHG) und mich kundiger machen, wenn ich zum Jugendamt gehe.
Über die eigene Situation und die eigenen Probleme mit anderen sprechen, das tut gut.
Es hat Kraft gegeben, in so guter Atmosphäre ein Wochenende miteinander zu leben.
Am Samstagabend am Feuer sitzen war sehr schön.
Die Gruppe ist mir sehr wichtig geworden und ich möchte nicht mehr darauf verzichten.
Selbstverständlich wollen alle wieder zum nächsten Wochenende kommen.
Die Antwort der Kinder lässt sich etwa so zusammenfassen: Mit hat es so gut gefallen!
Zurück ins andere Leben
Mit dem Mittagessen und dem Zusammenpacken der Sachen wurde Abschied genommen.
Mit Verabredungen und Wünschen für das nächste Seminar verabschiedeten sich die Teilnehmenden mit viel Kraft, Mut für den Alltag, dem Gefühl nicht allein zu sein mit den alltäglichen Herausforderungen und neuen Freundschaften.