Wir engagieren uns seit über vier Jahren für die Durchsetzung von Betroffenenrechten in der sächsischen Jugendhilfe. In der Beratung, aber auch im Projekt MUSKEPEER treffen wir dabei immer wieder auf Jugendliche, die kurz dem Ende ihrer Jugendhilfezeit stehen oder schon allein und ohne Unterstützung der Jugendhilfe leben. Diese Carelaever (Jugendliche, die sich im Übergang von der Heimerziehung in die Selbständigkeit befinden) erleben spezifische Herausforderungen, die sich aus diesem Übergang ergeben.
Careleaver schildern diese Herausforderungen:
- sie fühlen sich nicht ausreichend „erwachsen“, um allein klar zu kommen,
- sie verlieren stabile Beziehungen, ohne ausreichend eingebunden zu sein in neue und bestehende Formen von Mitgliedschaften und Zugehörigkeiten,
- sie drohen zu vereinsamen,
- sie sind im Bildungsbereich nicht ausreichend gefördert worden,
- sie fallen in eine finanzielle Unsicherheit,
- sie haben Schwierigkeiten eine Wohnung zu finden, weil Bürgen fehlen,
- sie konnten innerhalb ihrer Jugendhilfe-Zeit keine Gelder ansparen, weil zusätzliche Verdienste angerechnet werden,
- sie haben, wenn sie in ihrer Selbständigkeit scheitern sollten, in der Regel keine Rückkehrmöglichkeiten in Unterstützungssysteme der Jugendhilfe,
- sie sind nicht ausreichend informiert über vorhandene Unterstützungsmöglichkeiten außerhalb der Jugendhilfe,
- sie müssen u.U. finanziell einstehen für die Pflegekosten ihrer Herkunftseltern, obwohl sie zu ihnen keinen Kontakt haben oder haben möchten,
- sie haben keine Lobby für ihre Interessen.
Unterstützt von der Drosos Stiftung setzen wir ab 2. Mai 2017 das Pilot-Projekt “BRÜCKENSTEINE – Innovative Ansätze für die Unterstützung von Care Leaver in Sachsen” um, in dem methodische Instrumente, programmatische Zugänge und Unterstützungssysteme entwickelt und erprobt werden, die Care Leaver vor, während und nach dem Übergang begleiten. Dazu gehören ein vorbereitendes Bildungsprogramm für Care Leaver, die Unterstützung durch Peers und durch regionale Netzwerke, Kontaktpflege mit Ehemaligen und Begleitung durch Mentor_innen, eine Care Leaver-Anlaufstelle, Care Leaver-Gruppen sowie eine Care Leaver-App.
Dieses Projekt wird mit der Unterstützung der Drosos Stiftung entwickelt und umgesetzt.
Die Drosos Stiftung setzt sich dafür ein, dass Menschen in schwierigen Situationen ein Leben in Würde führen können. Zusammen mit Partnerorganisationen entwickelt und unterstützt die Stiftung Projekte, die eine fassbare und nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen der Zielgruppen bewirken. Die Stiftung strebt bei sämtlichen Projekten lang anhaltende Wirkung an.Die Drosos Stiftung konzentriert sich auf die Entwicklung der Lebenskompetenz von benachteiligten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch die Förderung von Kreativität und wirtschaftlicher Eigenständigkeit. Sie ist überzeugt, dass Lebens- und technische Kompetenz zu den Schlüsselelementen in der persönlichen Entwicklung gehören, da diese dem Einzelnen ermöglichen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und einen positiven Beitrag in seiner Gemeinschaft zu leisten.
Die Drosos Stiftung wurde 2003 in der Schweiz gegründet. Sie verdankt ihre Entstehung einer privaten Initiative und ist als gemeinnützige Einrichtung anerkannt. Die Stiftung ist ideologisch, politisch und religiös ungebunden. Sie engagiert sich in der Schweiz und im Osten Deutschlands sowie in Ägypten, Jordanien, Libanon, Marokko, Palästina und Tunesien.