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Wie weiter mit den Kinderrechten? Bericht vom 5. Seminar mit Jugendlichen aus sächsischen Heimen und Wohngruppen

Am ersten Lagerfeuer dieses Jahres hat die MUSKEPEER-Gruppe das fünfte Seminar ausklingen lassen. Hinter uns liegen wieder drei sehr intensive Tage, gefüllt mit vielen Geschichten, Diskussion und Erlebnissen. Nachdem die Gruppe im letzten Seminar in Berlin eine Broschüre aus Sicht der Jugendlichen auf das Hilfeplanverfahren entworfen hat, stand nun die Überarbeitung der Texte an. In Kleingruppen wurde auf den Text geschaut und Layout-Überlegungen angestellt. Außerdem wurde überlegt, ob es Sinn hat, sich weitere Male zu Seminaren zu treffen. Eigentlich nämlich ist der gemeinsame Arbeitsauftrag abgearbeitet: Die Broschüre ist erstellt, die Jugendlichen wissen nach eigenen Aussagen über Kinderrechte Bescheid und fühlen sich gestärkt, in ihren Wohngruppen für mehr Beteiligung einzutreten. Um es vorweg zu nehmen: Die Jugendlichen wollen gern weiterarbeiten. Dieses Mal fehlten zwar wieder einige Jugendliche aus der Gruppe wegen Krankheit und Schulbelastung. Insgesamt ist die Gruppe aber sehr gefestigt und arbeitsfähig.

Am Freitag gegen 17:30 kamen alle in Joketa an. Wir starteten mit einer Begrüßung, Nicole Schumann stellte sich vor und dann wurden die Zimmer verteilt.

Nach dem gemeinsamen Abendessen wurden der Zeitplan und der Inhalt des Wochenendes geplant und abgesprochen. Danach fand eine Reflexion der letzten Seminare statt. Dabei erfolgte ein Abgleich der aufgenommenen Erwartungen, Befürchtungen und Ziele der jungen Menschen aus dem ersten Seminarwochenende. Ziele und Erwartungen, die noch nicht erreicht bzw. erfüllt sind bekamen am nächsten Tag Raum und wurden in drei Arbeitsgruppen anhand der Fragestellungen: Wollen wir weiter machen? Wenn ja, wie und mit welchem Ziel? Wenn nein, wie können wir unseren Abschied gestalten? diskutiert. Eindeutig teilten alle Arbeitsgruppen mit, dass sie weiter machen wollen, um aktiv all das was sie erfahren haben über ihre Rechte an andere weiterzugeben und zu erweitern als auch zu festigen.

Nach dem Mittagessen erfolgte ein kurzer Ausflug nach Plauen mit einer kleinen Runde Bowling. Am späten Nachmittag bildeten sich zwei Arbeitsgruppen, die einmal an dem Antrag für ein Kinderrechtequiz und Starterpaket für Neuankömmlinge in Wohngruppen arbeite und einmal die Broschüre aus dem letzten Seminarwochenende überarbeitete. Dabei bildeten sich zum einen eine Redaktionsgruppe für die Broschüre und zum anderen eine Orga-Gruppe für die weiteren Seminare die noch folgen. Der Samstagabend klang mit einem Lagerfeuer, Musik und vielen Runden „Mord in Palermo“ aus. Am Sonntagmorgen geschah der Hausputz und Auszug aus dem Jugendrüstheim in Joketa. Das SOS Kinderdorf in Zwickau wurde auch noch besichtigt – Danke dafür besonders an Mel, die die Führung durch ihre „Einrichtung“ übernahm. Ein Jugendlicher aus der Muskepeer-Gruppe wollte gleich dahin umziehen. Anschließend verabschiedeten sich alle schweren Herzens.

Weitergehen wird die Arbeit in der MUSKEPEER-Gruppe im Juni und September 2015. An diesen zwei Seminaren sollen ein Kinderrechte-Quiz für Kinder und Jugendliche in sächsischen Heimen und Wohngruppen herauskommen nach dem Prinzip „1,2 oder 3 – ob Du wirklich richtig stehst siehst Du, wenn das Licht angeht“. Dieses Quiz soll auf der Basis einer Power-Point-Präsentation für Wohngruppen und Heime ein Anlass sein, über Kinderrechte in der Jugendhilfe spielerisch ins Gespräch zu kommen. In rund 20 Fragen sollen alle Bereiche des Lebens in der stationären Jugendhilfe abgebildet werden, z.B. solche:

    Welche Rechte habe ich in der Einrichtung?
    Darf ich meine Post selbst öffnen?
    Darf ich einen Fernseher auf dem Zimmer haben?
    Darf ich mir meine Bezugsbetreuerin selbst aussuchen?
    Wie oft darf ich meine Eltern anrufen?
    Darf eine Freundin bei mir übernachten?
    Darf ich ein Hobby haben? Darf das auch etwas kosten?
    Darf ich eine Person meines Vertrauens ins Hilfeplangespräch mitbringen?
    Und so weiter…

Außerdem soll ein sogenanntes „Starter-Paket“ erarbeitet werden für Kinder und Jugendliche, die neu in Wohngruppen kommen. Dort soll über die Rechte aufgeklärt werden, es soll ein Begrüßungsschreiben geben, einen Türklinken-Anhänger („Ich will meine Ruhe“ und „Kannst gern reinkommen“), Informationen über Beschwerdestellen und so weiter.

Beide Ideen sollen für mehr Gerechtigkeit in der Jugendhilfe und zur Durchsetzung der Kinderrechte in der

Jugendhilfe beitragen. Wir stellen einen Antrag beim Förderprogramm „Hoch vom Sofa“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, um diese zwei weiteren Seminare mit zu finanzieren. Wir hoffen, dass dieser Antrag von der Jugendjury bewilligt wird.

09.03.2015