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Ausstellungsmacher_innen unter sich – Bericht von einer Woche MUSKEPEER 2016-Seminar in Berlin

Zum mittlerweile fünften Seminar des MUSKEPEER-Durchlaufs kamen vom 10.-14. Oktober 2016 Jugendliche zusammen, um sich über ihre Wahrnehmungen von, ihre Deutungen über und ihre Änderungsvorschläge in Bezug auf die Jugendhilfe auszutauschen. Alle Jugendlichen, die an den MUSKEPEER-Seminaren seit April 2016 teilnehmen, leben in der Jugendhilfe. Einige haben die Jugendhilfe zwischenzeitlich schon verlassen, sind also Careleaver (Jugendliche, die die Hilfe (Care) verlassen (leaving)).

Die Seminarreihe thematisierte in den vergangenen vier Seminaren folgende Themen:

·         Wie gestaltet sich mein Leben als Heimkind in meiner Einrichtung? Wie zufrieden bin ich mit meiner Behandlung? Wie würde ich anderen mein Zuhause erklären?

·         Wann fühle ich mich in meiner Wohngruppe wohl? Wer und was trägt zu meinem Wohlbefinden bei? Wie kann ich dafür sorgen, dass es mir in meiner Einrichtung gut geht?

·         Welche Rolle spielen die Mitarbeiter_innen der Jugendämter für den Erfolg von Hilfen? Wie kann ich mir Unterstützung in Gesprächen mit dem Jugendamt holen?

·         Welche Kinderrechte stehen mir zu und wie kann ich dafür sorgen, dass die Kinderrechte in meiner Einrichtung geachtet werden?

·         Welche Erfahrungen haben die Jugendlichen mit Beteiligung in der Heimerziehung? Welche gesetzlichen Vorschriften gibt es dazu und welche fachlichen Standards sind einzuhalten?

·         Welche Stufen von Beteiligung gibt es? Ist Beteiligung gleich Beteiligung?

·         Welche Beteiligungsformen gibt es und welche werden in den Einrichtungen, aus denen die Jugendlichen kommen praktiziert?

·         Wie kann ich dafür sorgen, dass es ein Mehr an Beteiligung in meiner Einrichtung gibt? Wen muss ich dafür ansprechen? Wofür brauche ich die Erwachsenen und was kann ich selbst einbringen?

Diese und viele weitere Themen wurden in der Seminarreihe bisher besprochen. Im vierten Seminar ging es darum, die besprochenen Inhalte in eine gemeinsame Form zu bringen. Schon frühzeitig hat sich die Gruppe der MUSKEPEER-Jugendlichen darauf geeinigt, dass sie eine Wanderausstellung entwickeln wollen. Viel zu wenig ist bekannt in der Öffentlichkeit über Kinder und Jugendliche, die in Heimen und Wohngruppen leben. Höchstens Klischees sind verbreitet. Wie kann Öffentlichkeit für die Interessen von „Heimkindern“ hergestellt werden?

Die Gruppe der MUSKEPEER-Jugendlichen hat unter dem Titel „MUSKEPEER – „Heimkinder“ – Careleaver: Einblicke in das Leben von Jugendlichen in der Jugendhilfe“ die besprochenen Inhalte gebündelt und so aufbereitet, dass sie für Außenstehende verständlich sind. Auf insgesamt zwanzig Tafeln, Aufstellern, einer Vitrine, drei Leinwänden und einem Telefon werden Themen behandelt, die aus Sicht der beteiligten Jugendlichen Relevanz haben: Warum haben wir diese Ausstellung erarbeitet – was ist uns dabei wichtig? Welche Vorurteile und Klischees über „Heimkinder“ sind verbreitet? Fünf Jugendliche stellen ihre Lebensgeschichten vor. Auf Fotos und kurzen Beschreibungen werden Einblicke in die Lebenswelten der Jugendlichen gewährt. Der Alltag in einer Wohngruppe wird vorgestellt. Was gefällt mir in meiner Wohngruppe? Was regt mich auf? Welches Thema spielt das Geld? Was fehlt mir in meiner Einrichtung? Was wissen die Betreuer_innen von den Jugendlichen und was wissen diese umgekehrt eigentlich über die Betreuer_innen? Welche „Welterfahrungen“ haben die Jugendlichen, welche Reisen machen sie mit ihren Wohngruppen? Auf einer Weltkarte markieren die Jugendlichen, wo sie schon einmal waren. Es werden Dokumente und Utensilien aus Wohngruppen vorstellt. Zwei Hilfepläne werden ausgestellt. Ein Telefon ohne Anschluss symbolisiert die fehlende Erreichbarkeit der Jugendämter (eine Erfahrung von einigen Jugendlichen). Einige Statistiken geben Einblick in die Auswirkungen der Jugendhilfe für junge Menschen. Ein Forderungspapier fasst zusammen, was die Jugendlichen sich von der Jugendhilfe wünschen.

Die Erarbeitung dieser Punkte, die Entwicklung der Ausstellung hat von den beteiligten Jugendlichen viel Kraft und Anstrengung gefordert. Und das ausgerechnet in den Herbstferien. Gerahmt wurden die Arbeitsphasen von Freizeitaktivitäten in Berlin: Ein Stadtbummel, eine Spreewanderung, eine Stadtrundfahrt mit Stretchlimousinen und der Besuch eines Adventure-Games. Die Stimmung in der Gruppe war gelöst, alle Jugendlichen fanden die Woche angenehm.

Es ist in dieser Woche gelungen, die Ausstellung komplett zu erarbeiten. In der Folge wird ein Grafiker die einzelnen Elemente nun in eine ansprechende Form bringen. Ab März 2016 soll die Ausstellung dann gezeigt werden.

Im abschließenden MUSKEPEER-Seminar Ende November in Dresden wird die Präsentation der Ausstellung im Vordergrund stehen. Darüber hinaus wird es darum gehen, einen Rückblick auf dann sechs Seminare vorzunehmen und zu überlegen, was und wie weitergehen kann.

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