Muskepeer am FlipChart

Kinderrechte-Quiz und Willkommenspaket: Bericht vom heißen 6. MUSKEPEER-Wochenende

Dieser sechste Juni war der bisher heißeste Tag des Jahres mit über 30 Grad im sächsischen Wehlen und wir – arbeiteten. Erneut hatten sich neun Jugendliche aus sächsischen Heimen und Wohngruppen mit vier Teamer_innen getroffen, um an den Themen Kinderrechte und Beteiligung zu arbeiten. Diesmal mit Unterstützung des Förderprogramms „Hoch vom Sofa“ und mit zwei neuen Ideen. Nachdem der Text der Broschüre zu Rechten im Hilfeplanverfahren von den Kids bei den vorherigen fünf Treffen in 20 Tagen erarbeitetet war und nun in ein professionelles Layout gepackt wird, gab es den Wunsch, mit einander noch etwas weiter zu arbeiten. Denn man soll zwar aufhören, wenn es am schönsten ist. Aber erstens kann es immer noch schöner werden und zweitens wäre es fahrlässig, wenn zehn Jugendliche (einer war krank), die sich inhaltlich eingearbeitet haben, nun einfach so auseinander gehen – wenn sie noch etwas zu sagen haben. Es gab noch zwei Ideen, die die Jugendlichen entwickelt haben:

Ein Starterpaket (neu: „Willkommenspaket“) könnte hilfreich sein für Kids, die neu in Wohngruppen einziehen. Dort sollten drin sein: Ein Willkommensbrief, die Rechtebroschüre, ein Türschild („Du kannst gern anklopfen“), ein Kinderrechte-Quiz, ein Kinderrechte-Beutel, ein Starterleitfaden und noch einiges mehr.

Ein „Kinderrechte-Quiz“ könnte Anlass sein, über Kinderrechte in der Jugendhilfe spielerisch ins Gespräch zu kommen: Was sind die Rechte, die speziell Kinder und Jugendliche in Heimen und Wohngruppen haben? Die Muskepeer-Kids haben ja genau hier ihre eigenen Erfahrungen und sich in den vergangenen Monaten viel dazu erarbeitet.

Bei der Umsetzung dieser zwei Ideen unterstützt uns das Förderprogramm „Hoch vom Sofa“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Das hilft, um dieses Treffen im Juni und das Folgende im September zu finanzieren. Außerdem soll das Starterpaket von diesem Geld finanziert werden.

Wir starteten am Freitag mit dem Bau einer Maschine. Alle Kids sollten in zwei Gruppen eine Maschine darstellen, die Geräusche macht und etwas produziert. Das war lustig und erinnerte die Gruppe daran, dass wir vor allem in den ersten Treffen sehr viele Spiele gemacht haben. Es folgte ein Kinderrechte-Quiz, das als Vorlage gedacht war für das zu erarbeitende eigene Quiz. Mit einer Foto-Rückschau auf die letzten Treffen, die eine Jugendliche vorbereitet hatte und einigen organisatorischen Fragen (Planung der nächsten zwei Tage, Neuigkeiten zur Broschüre, Infos von Marion vom Förderprogramm „Hoch vom Sofa“) und einem Eis auf dem Marktplatz von Wehlen endete der erste Tag.

 

Der zweite Tag stand im Zeichen der Hitze. Das ging schon morgens los. Dennoch haben wir nach einem sonnigen Frühstück erstmal in Arbeitsgruppen losgelegt: Wie habt Ihr Euch gefühlt, als ihr das erste Mal ins Heim oder in die Wohngruppe gekommen seid? Was hättet ihr wissen müssen oder wissen wollen, um Euch gut zurecht zu finden? Was würdet Ihr Euch heute nicht mehr gefallen lassen? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt der „AG Starterpaket“. Die AG Kinderrechte-Quiz musste für sich erstmal ordnen, welche Rechte, die besonders in Heimen und Wohngruppen verletzt werden könnten, sind uns eigentlich wichtig? Heraus kamen 14 Kinderrechte. Die nächste Aufgabe war es, daraus jeweils eine Frage zu formulieren, die richtig und auch falsch beantwortet werden kann – sonst wäre es ja kein Quiz. Die dritte Aufgabe war es dann, zwei falsche Antworten auf die jeweilige Frage zu finden – das heißt, ziemlich um die Ecke denken zu müssen. Im Anschluss wurden extra Fotos gemacht, die sinnbildlich für die Antworten stehen können. Dann musste das Quiz in PowerPoint auch noch erstellt werden. Das fertige (!) Ergebnis kann in einigen Tagen auf unserer Homepage besichtigt werden.

Es ist erstaunlich – aber im Wesentlichen waren wir bis 15 Uhr mit allen Themen durch. Ein fettes Kompliment geht hier an die Jugendlichen, die mit großem Engagement bei der Sache waren – trotz der Hitze. Und nebenbei wurden zwei Erdbeertorten und eine Mousse au Chocolat gemacht. Die folgende Suche nach dem Schwimmbad (endlich!) ging insofern schlecht aus, als dass dieses geschlossen war – wir standen vor verschlossenen Türen. Nicht die einzige Pleite mit dem touristischen Drumherum in der Region. Am nächsten Tag fuhren auch die Dampfer nicht mehr, mit denen wir über die Elbe nach Dresden kommen wollten – also wieder S-Bahn.

Mit Grillen, einem kleinen Feuerchen, einer Auswertung, der unvermeidlichen Aufräumerei und vielen guten Erfahrungen ging dann am Sonntag das sechste Muskepeer-Wochenende zu Ende. Wir haben neue Termine gemacht mit den Jugendlichen: Im September treffen wir uns ein letztes Mal zu einem Seminar. Ende September ist eine Abschlussveranstaltung des Förderprogramms „Hoch vom Sofa“ und einen Tag später laden wir die Jugendlichen zu unserer Fachtagung „Kinder und Jugendliche in Hilfen zur Erziehung: Rechte stärken!“ ein, um dort von Muskepeer und von ihren Erfahrungen mit Beteiligung in der Heimerziehung mit Fachleuten zu diskutieren. Schließlich wollen wir ja auch, dass aus der ganzen Arbeit etwas wird: Die Broschüre wird dort auch vorgestellt – die Jugendlichen werden es tun.

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