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Beteiligung ist auch eine Frage der Qualität – Bericht vom zweiten Seminarwochenende von MUSKEPEER 2016

Ist Beteiligung eigentlich gleich Beteiligung? Oder gibt es auch Unterschiede und wenn ja, wie sehen diese aus? Wie hängen Beteiligung und Kinderrechte zusammen und ist mehr Beteiligung eigentlich immer besser? Das waren die Fragen, die im zweiten Seminar von MUSKEPEER im Zentrum standen.

Schon wie das erste, startete das zweite Wochenende mit dem Treffen am Dresdner Hauptbahnhof. Gegen 17 Uhr kamen die Jugendlichen bei strömenden Regen in Wehlen an, sodass das geplante Kaffetrinken im Garten im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen ist. Alle wollten sich erst einmal umziehen oder duschen. Aber im Warmen konnten wir dann doch noch ein paar Kekse und ein heißes Getränk genießen.  Alle freuten sich,  einander wiederzusehen und hatten dementsprechend viel zu erzählen.

Nach einer kurzen Besprechung des Wochenendplanes und der Klärung einiger organisatorischen Dinge, haben wir dann den Abend gemütlich ausklingen lassen: Einige spielten eine Runde Sing Star und haben dabei gemeinsam gesungen und sehr viel gelacht. Andere haben gequatscht und sich ausgeruht, immerhin hatten alle einen langen Tag hinter sich.

Am Samstag starteten wir mit einigen Skalierungsfragen, um wieder in das Thema „Beteiligung“ einzusteigen und ein Stimmungsbild zu erhalten. Das Wetter war zum Glück so schön, dass wir den Garten nutzen konnten und alle Seminarteile im Freien stattfinden konnten. Bei der Skalierung wurde deutlich: Die meisten Jugendlichen sind mit der Beteiligung in der Wohngruppe teilweise zufrieden, finden aber auch, dass noch mehr beteiligt werden sollte; Ein Großteil hat auch schon oft bis sehr oft geäußert, dass er oder sie mehr Rechte haben will;  so darf z.B. kaum jemand die Regeln in der Wohngruppe mitbestimmen; die Hälfte würde ihre Wohngruppe Jugendlichen in einer ähnlichen Situation weiterempfehlen und alle fühlen sich in ihrer Wohngruppe sicher.

Gemeinsam mit den Jugendlichen besprachen wir anschließend die Idee, am Ende der Seminare eine Ausstellung präsentieren zu können. Dafür wurden erste Ideen gesammelt. Als Thema kam z.B. der Vorschlag „Beteiligung und das Leben in der Wohngruppe“.

Mit der neu geschöpften Energie ging es dann noch einmal ans Arbeiten. In Zweier-Gruppen schrieben die Jugendlichen Gedanken zu Beteiligung und Rechten in Wohngruppen, sowie Erwartungen gegenüber dem Jugendamt auf. Das Ganze wurde dann in einem Forderungspapier zusammengetragen.  

Die Jugendlichen kennen ihre Rechte in der Einrichtung z.B. auf Freiheit, auf Persönlichkeit, auf Mitsprache, auf Freizeit, auf freie Meinungsäußerung, auf Bildung,  auf Beteiligung, oder  auf Finanzregelung. Weil das Jugendamt darüber wacht, dass die Einrichtungen auf diese Rechte achtet, erwarten sie vom Jugendamt, „dass sie

·         uns ernst nehmen

·         uns bei Hilfeplangesprächen besser zuhören und auch auf unsere Wünsche eingehen, nicht nur auf das, was die Betreuer sagen

·         uns bei allem unterstützen, wo sie können

·         und auch mal zum Geburtstag gratulieren

·         und dass sie sich um uns sorgen

·         sich an das Gesetz halten

·         uns auf dem weiteren Lebensweg bis zum Auszug helfen

·         uns Hobbys und andere Aktivitäten genehmigen“

Danach haben wir in drei Gruppen aus Legosteinen jeweils eine riesige Beteiligungstreppe gebaut, um sich mit diesem Modell noch einmal vertiefend zu beschäftigen – frei nach dem Motto „learning bei doing“ oder „mit allen Sinnen zu lernen“. Total fasziniert und vertieft sind grandiose Türme und Treppen entstanden. Dabei wurde  auch überlegt, wie das MUSKEPEER-Seminar aussehen würde, je nach dem auf welcher Beteiligungsstufe es sich befinden würde, oder darüber diskutiert, auf welcher Stufe sich eigentlich die Aufgabenstellung befindet oder wie man aktiv von Stufe zu Stufe gelangen kann.

Am Nachmittag war dann Freizeit angesagt. Dabei stand zur Auswahl ins Freibad zu gehen, mit für das Grillen am Abend einzukaufen oder ein wenig zu entspannen und noch spazieren zu gehen. So war für jeden etwas dabei.

Die Jugendlichen fordern: „Wir haben Rechte und wollen diese umgesetzt und eingehalten haben. Wir haben Rechte und wollen Fürsorge, Freiheit, dass uns zugehört wird und wir wollen geschätzt werden.“

Am letzten Tag des zweiten Wochenendes wurde Beteiligungsbingo gespielt.  Welcher Jugendliche z.B.… hat einen Haustürschlüssel… kann jederzeit das Gelände betreten und verlassen…durfte schon einmal an einer Teamsitzung teilnehmen… hat dauerhaft WLAN-Zugang und, und, und.

In einem World Café wurden bei Kaffee und Keksen unter anderem diskutiert, wie das nächste Seminarwochenende aussehen soll, welche Themen in die Ausstellung eingebracht werden könnten.

Mit Genuss gab es dann ein Eis zum Schluss und wir freuen uns schon, uns in zwei Wochen zu einem neuen MUSKEPEER-Wochenende zu sehen.

 

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