Im November des vergangenen Jahres ist der Sechste Kinder- und Jugendbericht Sachsens herausgegeben worden. In jeder Legislaturperiode erscheint ein Bericht über die Leistungsfähigkeit der sächsischen Kinder- und Jugendhilfe mit jeweils einem Schwerpunktthema.
Der Schwerpunkt dieses Bericht sind digitale Lebenswelten junger Menschen. Für den Bericht sind u.a. junge Menschen und Fachkräfte befragt worden.
Insgesamt zeigt der Bericht, dass es eine leichte Steigerung der Zahl der jungen Menschen unter 25 Jahren im Berichtzeitraum gab. Demgegenüber gab es einen Rückgang der Zahl der Einrichtungen der Jugendarbeit zwischen 2016 und 2020 um rd. 21 % bzw. der Schulsozialarbeit um 19 %. Ebenfalls zurückgegangen ist die Zahl der Familienberatungsstellen im selben Zeitraum um 14 Prozent. Im selben Zeitraum stieg die Zahl der HzE- Einrichtungen um 9 Prozent.
Sachsenweit ist zw. 2015 und 2020 eine deutliche Verschiebung innerhalb der HzE-Maßnahmen zu sehen: Rückgang der Sozialen Gruppenarbeit um 39 Prozent, Rückgang der intensiven Einzelbetreuungen nach § 35 um 28 Prozent, Rückgang der Vollzeitpflege nach § 33 um 19 Prozent. Demgegenüber gab es deutliche Zunahmen: Eingliederungshilfe nach § 35a um 25 Prozent; Einzelbetreuungen nach § 30 um 12 Prozent, familienorientierte Hilfen nach § 27 um 8 Pozent, SPFH um 5 Prozent, Tagesgruppe um 3 Prozent.
Die jährlichen Ausgaben für Hilfen zur Erziehung sind zwischen 2015 und 2020 um mehr als 50 Prozent gestiegen und damit mehr als 20 Prozent stärker als im Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2020 gab Sachsen insgesamt knapp 600 Millionen Euro für Hilfen zur Erziehung aus. Themen, die aus Sicht von Fachkräften eine besondere Rolle spielen waren:
- Fachkräftemangel, vor allem im ländlichen Raum und in bestimmten Leistungsbereichen wie Mobile Jugendarbeit oder stationären Erziehungshilfen. Teilweise müssen Fördergelder zurückgegeben und Einrichtungen geschlossen werden. Dazu kommt der Weggang von Ehrenamtlichen in Folge der Corona-Pandemie.
- Gestiegene Bedarfe infolge weltweiter Krisen (Corona, Ukrainekrieg, Klimawandel) und entstehenden Ängsten bei jungen Menschen, die sich in gesteigerter Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Rückzug ins Digitale, Schulverweigerung, Hinwendung zu rechten Ideologien und Verschwörungsmythen äußere.
- Fachkräfte sehen einen gesteigerten Bedarf an psychotherapeutischer und psychiatrischer Versorgung, der häufig nicht gedeckt werden könne.
Der Bericht benennt für den Themenschwerpunkt einige Handlungsempfehlungen. Es braucht ein „Entwicklungsprogramm digitale Kinder- und Jugendhilfe“, durch das die Anschaffung von digitalen Endgeräten und Software gefördert wird, Aus- und Fortbildungsprogramme für Fachkräfte umgesetzt werden und medienpädagogische Angebote für junge Menschen entwickelt werden. Darüber hinaus braucht es mehr Qualifizierung von Fachkräften, durch die Aneignung von Fachwissen, Erarbeitung innovativer Angebote, Medienerziehung, Qualifizierungscurriculum und Umsetzung von Datenschutz möglich werden. Außerdem empfehlen die Autor:innen den Aufbau einer landesweiten Medienkompetenzstelle zur Qualifizierung, Beratung und Information der Fachkräfte, Eltern und Interessierten sowie Maßnahmen zur Stärkung der Medienkompetenz von jungen Menschen. Der Bericht ist hier nachlesbar. |